Als Lehrerin ist die Bildungspolitik mit all ihren Facetten meine absolute Herzensangelegenheit. Dabei ist Bildung nicht nur die klassische Schulbildung von der Einschulung bis zum Schulabschluss. Für mich gilt das Prinzip „lebenslanges Lernen“ und daher beginnt Bildung bereits vor der Schule im Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung und zieht sich weit über den Schulabschluss hinaus: Ausbildung, Studium, Weiterbildung. Bildung ist der Schlüssel für ein gutes Leben.
Und um allen Menschen, die gleichen Chancen auf ein gutes Leben zu ermöglichen, muss Bildung kostenlos sein – von der Kita bis zum Meister- oder Masterabschluss. Viel zu oft hängt in Bayern Bildungserfolg im Moment noch vom Geldbeutel der Eltern ab.
Um den Jüngsten bereits gute Startchancen zu ermöglichen, brauchen wir deutliche Verbesserungen in unseren Kitas. Der Fachkräftemangel bei den Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen ist gravierend. Es wird Zeit, dass sich wieder mehr Menschen für diese Berufe entscheiden. Dafür müssen diese attraktiver werden: durch bessere Bezahlung und – ganz entscheidend – durch bessere Arbeitsbedingungen, wie z. B. Verbesserungen der Betreuungsschlüssel und insgesamt mehr Personal.
Die Situation an vielen Bayerischen Schulen ist katastrophal. Zu Beginn des Schuljahres 2022/23 fehlten rund 4.000 Lehrkräfte. Besonders gravierenden ist die Situation an den Grund- und Mittelschulen. Es ist einzig und allein dem Einsatz vieler engagierter Lehrkräfte zu verdanken, dass es an den meisten Schulen noch einigermaßen läuft. Aber darauf darf sich die Politik nicht ausruhen. Die Missstände müssen endlich benannt und bearbeitet werden. Wir müssen daran arbeiten, wieder mehr Menschen davon zu überzeugen, den Lehrberuf zu ergreifen. Dafür muss der Beruf der Lehrkraft attraktiver werden. Das fängt bei gleicher Bezahlung mit A13 (E13) für Berufseinsteiger*innen aller Schularten an. Ganz entscheidend ist aber die Entlastung im Alltag der Lehrkräfte. Hierfür brauchen wir multiprofessionelle Teams sowie mehr Verwaltungs- und IT-Fachkräfte.
Um mehr Lehrkräfte an die Schule zu bringen, reicht das allein aber nicht aus. Wir brauchen ein überarbeitetes Lehramtsstudium und verbesserte Qualifizierungsmöglichkeiten für Quer- und Seiteneinsteiger*innen.
Das alles kommt am Ende nicht nur den Lehrkräften, sondern v. a. auch den Schüler*innen zugute. Denn mit mehr Personal können Klassen verkleinert und die individuelle Förderung gestärkt werden. Zusätzlich bietet eine Verlängerung der gemeinsamen Lernzeit bzw. die Gemeinschaftsschule mehr Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen.
Als Berufsschullehrerin weiß ich um den Wert der beruflichen Bildung. Diese muss wieder mehr in den Fokus rücken. Wenn wir dem Fachkräftemangel ernsthaft begegnen wollen, dürfen wir nicht nur die akademische Bildung fokussieren, sondern müssen auch die berufliche Bildung wieder mehr beachten und v. a. wertschätzen.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt in der Erwachsenenbildung: Wir brauchen in Bayern endlich ein Weiterbildungsgesetz, das Menschen ermöglicht, Bildungsurlaub zur Weiterqualifizierung zu nehmen.
Natürlich gibt es noch viele weitere Punkte, die wir in der Bildungspolitik verbessen müssten. Eine vollständige Aufzählung das würde den Rahmen hier sprengen. Klar ist: Die Großbaustelle Bildung muss endlich bearbeitet werden!